
Ganz schön nervös, die junge Frau von der RWE-Security.
Gestern hatte ich eine Begegnung der besonderen Art. Da will ich ein paar Fotos machen von dem großen Loch am Hambacher Forst, und als ich auf dem Weg bin zum Rand, höre ich hinter mir Hupen. Dann nochmal die Hupe. Anscheinend bin ich gemeint. Ein Wagen kommt hinter mir her, eine junge Frau rennt auf mich zu, das sei Werksgelände, das dürfe man nicht betreten.
Na woher soll ich das denn wissen, da steht nirgends ein Schild.
Ich erkläre, dass ich nur ein paar Fotos machen will vom Tagebau, sowas hab ich noch nie gesehen. Ich frage, wo man denn näher rankommt. Die andere, die im Auto sitzengeblieben ist, sagt was von einer Aussichtsplattform. Ob ich mit dem Auto da sei.
Nein, zu Fuß.
Das sei zu weit.
Die erste: ich soll jetzt das Gelände verlassen. Oben vom Wall aus dürfe ich fotografieren.
Okay, ich gehe, ich mach noch schnell ein Foto, sag ich zu ihr.
Da dreht die junge Frau durch. Ich soll meinen Perso zeigen. Sie müsse meine Personalien aufnehmen.
Ich denke gar nicht dran, einer wildfremden Frau meinen Perso zu zeigen. Ich hebe mein Handy hoch, um schnell mein Foto zu machen. Da stellt sie sich vor mich, versucht mein Handy zu packen.
Lassen Sie mein Handy los! Sage ich zu ihr, Warum kann ich denn nicht noch schnell mein Foto machen? EIN Foto. Warum denn nicht?
Nein, Sie gehen. Jetzt.
Wieder verlangt sie meine Personalien. Will meinen Perso sehen. Wenn ich mich weigere, müsse sie die Polizei rufen.
Ich dreh mich um und will gehen. Sie stellt sich vor mich. Sie funkt und bestellt die HUNDESTAFFEL: „Die Frau ist uneinsichtig“ wird mehrmals wiederholt. Ich stehe direkt vor ihr und spreche in das Funkgerät, dass ich dabei bin, das Gelände zu verlassen.
Sie hebt ihre Unterarme gegen mich und will mich daran hindern zu gehen. Ich sage ihr, dass sie mich nicht anfassen soll, und gehe an ihr vorbei.
Als ich oben auf dem Wall bin, ist der Polizeiwagen schon da. Das hat keine Minute gedauert.
Im Zelt der Mahnwache vorne an der Straße wird so ganz nebenbei erzählt, dass im Camp auf der Wiese vor ein paar Tagen mal eben sämtliche Fahrräder auf einen Container geworfen wurden. Von der Polizei. Und dass die Wiese jetzt bald wieder geräumt werden soll.
Die jungen Menschen hier im Zelt machen einen erschöpften und gestressten Eindruck. Man merkt ihnen an, dass sie schon Einiges an Übergriffen und Gewalt gesehen haben. Einige sind schon seit Jahren dabei. Die Stimmung ist ganz anders als letztes Jahr im Camp for Future von der BUND-Jugend.
Ich frage mich, ob den Konzernen und der Polizeileitung klar ist, wie brandgefährlich das ist, jungen Menschen, die sich Gedanken und Sorgen machen um unser aller Gemeinwohl, mit dem Recht des Stärkeren zu kommen.
Es ist ein paar Wochen her, dass ich die Fotos gemacht habe. Das Stück Land, wo das alles passiert ist, gibt es nicht mehr. Es wurde weggebaggert bis an den Waldrand. Der Wald ist in Gefahr, gerade bei dem trockenen Wetter.
Der NRW-Innenminister Reul hat immer wieder versucht, den Kohleabbau und die Rodung des Waldes voranzutreiben und hat seine Verbindung zum RWE-Konzern geleugnet.
https://taz.de/Raeumung-des-Hambacher-Forstes/!5619469/
Da soll man nicht wütend werden?!
Das Gute daran: Ohne solche Lügen kann man das nicht mehr so einfach durchkriegen. Dank an Hambi bleibt, Ende Gelände, BUND, Greenpeace, Greta, SolifürHambi und wie sie alle heißen – und Dank an alle, die demonstrieren, Ketten bilden, Spaziergänge machen und Baumhäuser bauen.