Prinzessinnen töten? Nein danke!

Habt ihr das gewusst, dass in der Imkerei die jungen Königinnenlarven zerquetscht werden? Um die Bienen am Schwärmen zu hindern? Und dass man die Drohnenbrut vernichtet, also die männlichen Bienen tötet?

Ich hatte bis vor kurzem noch nie was davon gehört, dass in der konventionellen Bienenhaltung die Bienen dauernd gestört und gestresst werden. Der Vergleich der modernen, auf möglichst hohe Honigausbeute ausgerichteten Bienenhaltung mit der Massentierhaltung von Schweinen und Hühnern drängt sich auf.

Artgerechte, ökologische, wesensgemäße, naturnahe Bienenhaltung – viele Bienenbetreuer versuchen heute, neue Wege zu finden, die den Bienen gut tun.

So auch Christoph Nietfeld und Uwe Rabe. Sie haben ein Buch geschrieben über ihre Erfahrungen und sich Zeit genommen für ein Interview.

Nicht die Honiggewinnung und kommerzielle Interessen stehen bei ihnen im Vordergrund sondern die Bedürfnisse der Bienen.

Christoph fragte mich, ob es für das Interview so etwas wie einen roten Faden gebe. Ich schrieb ihm, dass ich am liebsten mit ihm zu den Bienen gehe, zusehe, was er dort so macht, so dass sich das Gespräch aus der Situation entwickelt. Als er das Uwe erzählte, hätten sie sich angeguckt und gelacht – sie machen nämlich gar nicht viel. Meistens sitzen sie am Bienenkasten und gucken.

MIT den Bienen und ihren Bedürfnissen arbeiten statt dagegen bringt auch für den Imker weniger Stress. So macht die Imkerei Freude. Den Menschen und den Bienen.

Vor fast genau einem Jahr habe ich mich getroffen mit einer Bienenbetreuerin, die ebenfalls andere Wege geht. Sie hat sich richtig Zeit genommen, ist mit mir zu ihren Schiffertree gefahren – ein künstlicher Bienenbaum, wo gar nicht eingegriffen wird in das Bienenleben. Sie hat mir ganz viel erklärt und gezeigt. Es war hochinteressant.

Und am Abend rief sie an, nein, sie wolle das Interview doch nicht veröffentlicht sehen. Sie wolle keinen Stress mit Nachbarn und Imkerkollegen.

Was ist denn da los bei den Imkern? – hab ich mich gefragt.

Ein zentraler Streitpunkt zwischen konventionellen und artgerechten Imker*innen ist die Varroabehandlung. Da gehen sie verschiedene Wege, stark eingreifende und die Bienen stressende, die an Quälerei grenzen – und natürliche Methoden auf der anderen Seite.

Was sagt „die Forschung“ dazu? Die Forschung sagt vieles. Interessant finde ich, was D. Hakimdec am 31.12.2016 in der New York Times berichtete. Der Agrarkonzern Syngenta hatte versucht, Einfluss zu nehmen auf die Forschungsarbeit von Dr. James Cresswell an der Uiversität Exeter in Großbritannien. Als seine Forschungen zeigten, dass die Varroamilbe nicht die Ursache für das Bienensterben ist sondern u.a. die Pestizide der industriellen Landwirtschaft, forderte Syngenta den Forscher auf, seine Forschungen auf die Varroamilbe zu konzentrieren.

Ist der ganze Varroa-Hype vielleicht ein großes Ablenkungsmanöver?

Konventionell wird mit Säuren „behandelt“ und Drohnenbrut geschnitten, also männliche Bienen getötet. Wesensgemäße Bienenhaltung dagegen nimmt Stress aus dem System.

  • Das fängt mit den Behausungen an: runde Formen, in die die Bienen ihre Waben selber bauen; aus Naturmaterialien und gut isoliert gegen Hitze und Kälte, möglichst hoch über dem Boden, weit auseinander.
  • Man unterstützt Bücherskorpione im Bienenstock, anstatt sie zu vergiften – sie fressen Varroamilben.
  • Die Bienen dürfen schwärmen – ein natürlicher Verjüngungs- und Gesundungsvorgang. Die Bienen bekommen Erholungspausen.
  • Die Drohnen bleiben am Leben. Die Königinnen suchen sich auf ihrem Hochzeitsflug ihre Begattungspartner selber aus.
  • Man lässt den Bienen ihren Honigvorrat für den Winter und entnimmt weniger oder gar keinen Honig.
  • Und natürlich sorgt man für eine giftfreie Umgebung mit vielen verschiedenen Blühpflanzen.

Und da kann jede und jeder von uns mithelfen: im Garten, auf dem Balkon, beim Einkauf und mit der Wählerstimme.

Adressen und Bücher:

https://wilde-honigbienen.de/

https://www.mellifera.de/

https://beemooc.de/

https://wilde-honigbienen.de/das-buch/

https://www.fischerverlage.de/buch/thomas-d-seeley-bienendemokratie-9783596194070

https://www.spektrum.de/rezension/phaenomen-honigbiene/903220

https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Die-Weisheit-der-Bienen/Jack-Mingo/Goldmann/e495269.rhd

https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Die-Intelligenz-der-Bienen/Randolf-Menzel/Knaus/e473541.rhd

https://www.westendverlag.de/buch/herr-bien-und-seine-feinde/

8 Gedanken zu “Prinzessinnen töten? Nein danke!

      1. Er ist wunderschön, eine großartige, außergewöhnliche Sichtweise. Er hat mich sehr berührt. Danke dafür! Darf ich ihn, selbstverständlich mit Quellenangabe, weiter verwenden? Ich bin außer bei melifera in einem “ herkömmlichen“ Imkerverein,wo einige meine Art zu imkern, wesengemäß, “ die Bienen sollen es einfach gut haben“ überhaupt nicht verstehen. Da wurde im Frühsommer der Honig bereits weggenommen und Königinnen werden gezüchtet, die man dann kaufen kann. Schwärmen wird tunlichst vermieden. Und was ist das für ein beeindruckendes Erlebnis! Ich durfe es zweimal erleben und alles war gut.
        Aber es macht mir Mut zu sehen, dass ich auch „Mitstreiter“ habe mit denen in einen gemeinsamen Weg gehe.
        Ich grüße dich ganz herzlich
        Ariane

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  1. Lies mal „Der wilde Weg der Honigbienen“ von Christoph Nietfeld (der aus dem Video) – da gehen dir die Augen auf!

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